Pilgerherberge Crostwitz

Putniska hospoda Chrósćicy

GESCHICHTE DER PILGERHERBERGE CROSTWITZ/PUTNISKA HOSPODA CHRÓSĆICY


1. Entstehung der Pilgerherberge


Auf dem im Jahre 2003 wieder eingerichteten „ökumenischen Pilgerweg“ von Görlitz nach Vacha entlang der alten „Via regia“ passiert der Pilger auf der Strecke von Bautzen nach Panschwitz-Kuckau die sorbische und katholische Gemeinde Crostwitz. Unweit des Klosters „St. Marienstern“ dominiert den Ort die große barocke Pfarrkirche „St. Simon und Juda“. Erste Zeugnisse christlichen Glaubens (auf dem Friedhof gefundene Grabsteine) verweisen auf das 11. Jahrhundert. Seit 1225 ist Crostwitz eigenständige Pfarrei - heute die größte im Bistum Dresden-Meißen (rund 4000 Gläubige in 32 Pfarrdörfern). Nur etwa 100 Meter jeweils vom markierten Pilgerweg oder von der Kirche entfernt, erwartet seit dem 15. Juni 2008 Familie Gerdes den müden Pilger in der privat eingerichteten und geführten Pilgerherberge.


Die Herberge wurde mit viel Liebe von Christoph Gerdes, dem ersten Herbergsvater, durch eigenhändigen Umbau einer früheren Privatwohnung hergerichtet. Ein Jahr nach der Eröffnung starb er im Sommer 2009 plötzlich und unerwartet. Seine Frau Monika Gerdes führt die Herberge seitdem neben ihrer beruflichen Arbeit als Hobby fort. Dabei wird sie von Nachbarinnen und Nachbarn freundlich und tatkräftig unterstützt. Sie setzte auch zwei noch gemeinsam geplante Projekte um: Erstens entstand im Garten eine „Pilgeroase“. Das ist ein überdachter Rastplatz im Garten, wo den Pilger, der noch weiterziehen will, ein gedeckter Tisch erwartet. Zur Stärkung stehen in Thermoskannen Tee und Kaffee, außerdem Gebäck und Obst bereit. - Zweitens gibt es im Winter (vom ersten Advent bis Ende Februar) an den Wochenenden den „Treffpunkt Pilgeroase“ (siehe Menüpunkt „Veranstaltungen Treffpunkt Pilgeroase“). Das sind sorbische und deutsche Kulturangebote im Winter für den Ort und die Umgebung : Vorträge, Lesungen, Musikalisches, offene Spiele-Abende und Kinderkino. Dafür wurden 2009/10 Räume im Erdgeschoß renoviert: ein Veranstaltungsraum (der ehemalige Gastraum der früheren Gastwirtschaft), eine Teeküche und ein Sanitärraum. Zugleich bietet der Veranstaltungsraum im Sommer Reserveplatz, falls mehr Pilger kommen: mit den vorhandenen Matratzen kann auch eine Gruppe spartanisch unterkommen.


2. Hausgeschichte


a) Baugeschichtliches:

Der ehemalige Winkelhof Crostwitz Nr. 58 gehörte wahrscheinlich mit zu den ersten Gebäuden des Ortes, die auf dem westlichen Ufer des Baches "Satkula" errichtet wurden. Während die Kirche und die am Kirchberg errichteten Höfe auf sicherem

Granitfels ruhen, musste für diesen Platz zunächst ein sicheres Fundament geschaffen werden (ca. 2 m tief). Direkt an der alten "Via regia" gelegen, die an dieser Stelle mit einer Furt die "Satkula" querte, deutet vieles auf eine frühzeitige Nutzung des Hofes zur Versorgung der Reisenden und Fuhrwerke hin. So ist ein "Stallrecht" zur Aufnahme fremder Pferde verbürgt, und das Schankrecht reicht ebenfalls mindestens bis zur Mitte des 19. Jhd. zurück. Das Stallgebäude (in Granitbauweise) steht dabei quer zur Straße; es hatte ursprünglich an der Giebelseite ein ca. 2 m breites Tor. Der alte Gasthof steht parallel zur Straße; er wurde im Untergeschoß ebenfalls aus Granitsteinen errichtet. Das Obergeschoß und das geräumige Dachgeschoß zur Vorratshaltung entstanden in ortstypischer Fachwerkbauweise. Eine wahrscheinlich nachträgliche Erweiterung des Gebäudes schuf mit einem dritten Fenster an der Giebelseite den inzwischen charakteristischen asymmetrischen Grundriß. Ein schmaler Hof zwischen den Gebäuden war zur Straße mit einem Hoftor verschlossen. (Heutiger Eingang zum Wohnhaus) Dieser Hof wurde im Laufe der Zeit immer weiter zugebaut. Damit veränderte sich das Aussehen des ursprünglichen Winkelhofes entscheidend. Beim Umbau in den 50-er Jahren des 20.Jahrhunderts verschwand das Fachwerk unter Putz. Die Holzverkleidung der Nordseite ließ Familie Gerdes als historisches Zitat neu anfertigen.


b) Hausgeschichte in Stichpunkten:

- 1844 (Beginn der Aufzeichnungen) gehört das Gehöft einem Wundarzt Theodor Joseph

Leidler

- 1849 erwirbt der Arzt Jakob Joseph Salowsky das Grundstück

- 1871 erwirbt Fleischermeister Peter Trutz das Gehöft, betreibt die Gastwirtschaft und ist

Fleischlieferant für das Kloster St. Marienstern

- 1913 Georg Michael Bensch aus Jeßnitz erwirbt für seine Familie das Gehöft, übernimmt die

Gastwirtschaft und eröffnet nach Umbau des Stallgebäudes eine Bäckerei mit Kolonial-

warenhandlung. Seither blieb das Gehöft in Familienbesitz

- 1927 Verpachtung der Bäckerei und einer Wohnung an Max Pöpel mit Familie

- 1955 erste grundlegende Modernisierung

- 1959 Schließung der Bäckerei

- 1960 Schließung der Gastwirtschaft

- danach: Konsumverkaufsstelle, Gemeindeschwesternstation, Arztpraxis, Gemeindebibliothek, Sparkassenfiliale u.a.

- 1993 Beginn der Modernisierung durch Familie Gerdes

- 2006 - 08 Die Pilgerherberge wird stückweise, ausschließlich aus Privatmitteln, ohne Förderung,

für rund 25.000 € hergerichtet. Zusätzlich wendete Familie Gerdes etwa 3000 Stunden

Eigenleistungen auf

- 2008 Eröffnung der Pilgerherberge Crostwitz

- 2009 Tod des Herbergsvaters Christoph Gerdes - Weiterführung der Herberge durch Ehefrau

- 2010 Eröffnung der Pilgeroase im Garten und des „Treffpunktes Pilgeroase“ im Erdgeschoß




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